IRONMAN Klagenfurt

„Ich kann nicht“ aus dem Wortschatz streichen.

Genau vor einem Jahr habe ich den Entschluss gefasst einen Ironman zu machen. Man hört ja immer nur wie großartig es sein soll über die „Finish Line“ zu laufen und was für ein Wahnsinns Gefühl es sein muss folgende Worte zu hören …

„You are an Ironman“

Klar muss es nicht gleich die Ironman Distanz sein. Aber ich dachte mir, wenn dann gleich ganz oder gar nicht und ich habe ja schließlich vor meinem Start in Klagenfurt eine Sprint Distanz und eine Olympische Distanz als Vorbereitung absolviert. Warum sollte die Ironman Distanz nicht auch funktionieren. Kaum waren diese Gedanken in meinem Kopf habe ich mich Angemeldet und einen von den heiß begehrten Plätzen beim Ironman in Klagenfurt bekommen. Von da an gab es kein Zurück mehr.

Während den Vorbereitungsmonaten war es eine große Herausforderung Trainingseinheiten, Arbeit, Freizeit, Freunde und auch das Planen und Einhalten der Erholungsphasen – physisch und psychisch – unter einen Hut zu bringen. Aber wenn man will und die nötige Unterstützung von außen erhält dann schafft man das auch.

„Mach dich locker, trainier ordentlich, überzocke nicht und dann wird das schon!“

Man sagt auch immer das Triathlon wohl die gesündeste Sportart der Welt sei. Meist draußen betrieben und alle Körperpartien werden gleichermaßen beansprucht. Es gibt immer was zu tun. Man kann in Gruppe oder allein trainieren. Besser geht es nicht!

DIE TAGE DAVOR …

Am Donnerstag, den 28. Juni 2018 ging es schließlich los und packen stand auf dem Programm: Für jede Disziplin alles Nötige bereitlegen und in Taschen verpacken und schon ging es früh morgens mit dem Auto nach Klagenfurt am Wörthersee.

Es wurde in der Pension in Krumpendorf welche direkt an der Laufstrecke lag eingecheckt und dann ging es ab nach Klagenfurt auf das Ironman Gelände. Hier spürte man unter den Athleten schon eine gewisse Anspannung aber keiner wollte das so wirklich zeigen. Im Registrierungszelt ging alles ganz schnell und ich war offiziell registriert und konnte somit am Sonntag an den Start gehen. Es gab orangene Bänder die einen als Athleten auswiesen und dann gab es zusätzlich noch die Grünen Bänder. Diese standen dafür, dass man seinen ersten Ironman bestreiten wird. Danach habe ich mein Rad noch mal durchchecken lassen, ein bisschen durch die Expo gebummelt und dann ging es in die Pension zurück. Eine kleine Laufrunde auf der Laufstrecke und danach ab ins Bett.

Am nächsten Morgen gab es am Strandbad 2 Stunden lang Testschwimmen beim Schwimmstart. Diese nutze ich für eine kleine Runde um mir ein bisschen Sicherheit zu holen. Am Abend war es mir dann noch mal wichtig den Ruperti Berg mit dem Rad zu fahren. Einfach nur so für den Kopf …

Samstag früh hieß es dann auch schon das Freunde anreisen werden. Ari mit Robert und dem kleinen Korbinian. Um Punkt 8 Uhr trafen sie bei uns in der Pension ein und wir frühstückten gemeinsam. Davor hatten sie aber noch eine Überraschung für mich parat. Sie haben es geschafft, mir ein Glückwunsch-Video von sämtlichen Freunden, Bekannten und Familie zu machen, welches ich mir dann natürlich mit tränen in den Augen angeschaut habe. Von da an konnte ja eigentlich nichts mehr schief gehen.

Danke Euch!

Am Nachmittag reiste dann auch noch mein Personal Trainer und Freund Ale nach Klagenfurt an. Mit ihm im Gepäck seine Frau Magdalena und ihre Tochter. Schön zu wissen das man den langen Tag nicht allein verbringen muss und man auf der Strecke immer wieder auf bekannte Gesichter, die einen anfeuern und mit ins Ziel bringen werden, treffen wird.

Am Abend vor dem Race Day sind wir dann alle noch zusammen in Klagenfurt am See etwas Essen gegangen. Irgendwie bekam ich aber nicht wirklich viel runter. Die Nervosität oder die Angst vor dem Morgen war einfach zu groß und so ging ich mit fast leerem Magen schlafen …

 

RACE DAY

„We can be Heroes, just for one day!“

Noch 2 Stunden bis zum Start …

Als ich am Morgen noch kurz meine Getränke am Rad deponiert habe und draußen auf meinen Supporter wartete, schaute ich mich in der Menge um und erkannte plötzlich ein mir bekanntes Gesicht. Es war tatsächlich meine Schwester Jassi. Mit im Schlepptau waren meine anderen beiden Geschwister Susi und Dani mit Freund Jan. Sie sind extra wegen mir mitten in der Nacht von München nach Klagenfurt gereist um mich zu unterstützen. Ich war einfach überglücklich und sprachlos. Damit hatte ich einfach nicht gerechnet. Natürlich hatten alle 4 ein bedrucktes T-Shirt an „Team Roman“. Wie sollte es auch anders sein.

Wir gingen zusammen zum Schwimmstart. Hier überkamen mich noch einmal alles Gefühle und Ängste. Ich musste einfach losheulen. Keine Ahnung warum. Es ging nicht anders. Noch einmal kurz alle gedrückt und dann ging ich auch schon zum Start.

SWIM

„Ich schwimme gern. Langsam, unsauber – aber halbwegs ausdauernd.“

„Der Weg ist das Ziel“ … Ja genau das wurde mir auch schon vor ein paar Wochen nahegelegt als ich mal wieder davon sprach, dass ich einfach diese Angst in meinem Kopf vor dem Ironman in Klagenfurt nicht in Respekt umwandeln kann. Aber allein das ich ein Jahr Vorbereitung ohne jegliche Verletzung trainieren konnte, gesund, sowie körperlich und mental fit am Start stehe, habe ich mein Ziel bereits erreicht. Jetzt heißt es das täglich geübte auf den Punkt abzurufen und einfach den Tag zu genießen und Spaß haben …

Ich stehe hier am Strandbad beim Schwimmstart und fokussiere einfach nur noch den heutigen Tag. Am Ufer des Sees – mein Nebenmann schaut mich zweifelnd an: „Jetzt ist der Augenblick, wo ich mich frage, warum ich das eigentlich mache …“. Natürlich weil sich heute alles auszahlt. Das Training, teures Material und die investiere Zeit. Die Aufregung vor dem Start steigt und kann leicht vom Positiven ins Negative umschlagen. Je länger die Wartezeit zwischen Einchecken in der Wechselzone und dem Schwimmstart, desto stärker das Grübeln:

Reicht es?

Was wenn?

Diese Zeit wird mir zum Glück nicht gegeben. Denn schneller wie ich schauen kann werde ich auch schon mit 100ten von anderen Athleten ins Wasser geschickt … Rolling Start hieß es (alle 5 Sekunden 8 Athleten). Eigentlich wurden wir wie am Fließband einer nach dem anderen in die Fluten geschickt. Egal da muss ich jetzt durch … Heute zählt nur das finishen. Die Zeit ist Nebensache.

Schwimme deinen Rhythmus,
fahre Rad mit Kopf
und Laufe konstant dein Tempo.

Das waren die Worte, die mir am Abend vor dem Rennen noch mit auf den Weg gegeben wurden und diese haben sich in meinen Kopf gebrannt. Im Wörthersee fing ich an in meinem Rhythmus das Kraulschwimmen zu starten und konzentrierte mich auf gleichmäßig lange Armzüge und die 3er Atmung.

„1 Jahr Schwimmtraining haben sich hier zu 100% ausgezahlt.“ Hier ein riesen Dankeschön an meinen Schwimmtrainer Julian. Ohne das Training mit dir wäre ich wahrscheinlich nicht am Schwimmziel angekommen oder komplett kaputt auf das Rad gestiegen. Danke

Ich merkte gleich nach den ersten Armzügen das ich meinen Rhythmus gefunden habe und ich das schwimmen schaffen werde, wenn das so weiter geht. Ab und zu wurde ich zwar quer überschwommen, wurde das ein oder andere Mal am Bein gezogen und habe den ein oder anderen Schlag abbekommen. Aber im Großen und Ganzen gingen die ersten 2,8 km ohne jegliches Gedränge von statten.

Beim letzten Kilometer wurde es dann bisschen anders. Es ging in den ca. 3 bis 4 Meter breiten Kanal. Die Stimmung rechts und links am Rand war sagenhaft. Aber das Gedränge und die Schläge welche man abbekam dafür auch. Einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen und den ersten Teil abhaken. Als ich dann das Seepark Hotel zu sehen bekam, wusste ich das es gleich geschafft war und ich endlich von der horizontalen in die vertikale darf. Die freiwilligen Helfer halfen jedem einzelnen aus dem Wasser und schickten uns in die Wechselzone zum Wechsel auf das Rad.

BIKE

„Nach dem Schwimmen auf dem Rad erstmal richtig frühstücken.“

Auch das habe ich mir eingeprägt und mir meine Nutella Semmel aus der Rückentasche geschnappt und die ersten Kilometer erstmal biss für biss meine Semmel gegessen. Jede Stunde hieß es ein bisschen Salz zu mir zu nehmen und ein bisschen was von meinem Kohlehydrat reichhaltigem Getränk zu trinken. Bei jeder Labe Station versorgte ich mich mit Wasser und Iso. Die halbe Flasche Wasser landete meist zuerst in meinem Nacken und auf meinen Oberschenkeln um diese zu kühlen und um Krämpfe vorzubeugen. Die Radstrecke verläuft in 2 Runden zu je 90 Kilometern mit doch ca. 1800 Höhenmetern. Daher ein oft gelesener Tipp …

„Auf der Radstrecke immer einen Gang leichter fahren als man denkt das es gut ist.“

Ich konnte meinen Schnitt gut halten, auch wenn in der 2. Runde ziemlicher Gegenwind aufkam und den Durchschnitt, welchen ich bis dahin hatte halten können etwas nach unten trieb. Aber das war mir egal. Ich wollte mit gutem Gefühl vom Rad steigen um den anschließenden Marathon laufen zu können. 2x hieß es den Faaker See und den Ruperti Berg nach oben zu treten. In der 1. Runde ging es noch ziemlich locker und in der 2. hatte man dann schon ein bisschen zu beißen. Aber auch das ging vorbei und man konnte die lange Abfahrt mit ein paar Hügeln Richtung Klagenfurt genießen.

Ich stieg nach 180 Kilometern vom Rad und schwankte mit weichen Beinen zu meinem Stellplatz. Bedankte mich bei meinem Rad, das es die ganze Zeit mit mir durchgehalten hat und ging schnell Richtung Wechselzelt. Packte meinen Laufbeutel, setzte mich hin und stieg aus den Radschuhen. Da spürte ich dann meine Füße doch ganz schön und dachte mir … Jetzt noch einen Marathon laufen. Wie soll das gehen? Aber …

RUN

Aufgeben ist keine Option, das bist Du Dir und Deinen Unterstützern schuldig.

Also Laufschuhe an, Cap auf und raus auf die Laufstrecke. Wie war das noch mal … Laufe konstant in deinem Tempo. Wäre ich gern, aber irgendwie hat mir meine Uhr da einen Streich spielen wollen und zeigte mir eine Pace an, welche nicht stimmen konnte und so bin ich den ersten Kilometer doch schneller als gewollt gelaufen. Danach hat sich die Uhr wieder eingependelt und ich konnte meine angepeilte Pace von 5.20/5.30 halten und gut laufen.

Ich wollte einfach nur noch Spaß haben und den Marathon laufend schaffen. Also lief ich mein Tempo und hatte eigentlich immer ein breites Grinsen im Gesicht. Das merkten auch die Zuschauer und hatten immer nette Worte für mich parat. Was mich natürlich anspornte und die nächsten Kilometer nur so verfliegen ließen. An jeder Labe Station nahm ich Wasser oder Iso zu mir. Drückte Schwämme über mir aus und kühlte meine Beine damit. Irgendwann hat sich dann ein Krampf im Bein angekündigt und ich dachte schon, super … Dann werden wir wohl den Rest des Marathons gehend absolvieren. Genau als ich diesen Gedanken hatte, lief ich an einem riesen Werbeplakat vorbei auf dem „Keine Gnade für die Wade“ stand und innerlich fing ich an zu lachen und schob den angekündigten Krapf einfach beiseite und wie durch ein Wunder hat das funktioniert.

„Wenn die Beine weh tun, dann kannst Du auch gehen. Die Beine tun dann aber immer noch weh, also kannst Du genauso gut auch laufen.“

Ab Kilometer 26 hat sich dann meine Uhr komplett verabschiedet und ich hatte von da an leider keine Kontrolle mehr über Puls und Pace. Daher nahm ich gefühlt an Tempo raus um einen Einbruch zu vermeiden. Nach ein paar weiteren Kilometern wurden die Beine schwerer und schwerer. Ich war fit aber nach gefühlten 10 Stunden will man einfach nicht mehr und ist einfach nur noch froh, wenn man ins Ziel laufen darf.

„Schmerz geht und Stolz bleibt.“

You are an IronmanSo lief ich die letzten Kilometer weiter und wusste innerlich schon das ich heut das Ziel in meiner gewünschten Zeit erreichen werde. Ein paar hundert Meter vor dem Ziel muss man an der „Finish Line“ vorbeilaufen und da hörte ich auch schon wie meine Unterstützer mich anfeuerten und ins Ziel schrien. Als ich dann an der „Finish Line“ stand ging ich noch kurz zu meinen Freunden und Familie. Drückten uns und tauschten ein paar Worte aus. Mit den Worten …

„Jetzt mach ich den Sack zu“ …

… verabschiedete ich mich und lief geradezu mit einem lächeln ins Ziel und habe die Hände für ein „Finisher Foto“ in die Höhe gerissen. Von den netten Helfern durfte ich mir dann noch anhören das ich ziemlich fit aussehen würde und wahrscheinlich gerade warmgelaufen bin. So fühlte ich mich auch aber im Endeffekt war ich froh den Tag so gut rum gebracht zu haben und mit einem Lächeln das Ziel überquerte. Da die Beine doch sehr schwer waren und einfach auch nicht mehr so wirklich wollten.

Es war ein super Tag und ich danke allen die mich unterstützt haben.

DANKE

 

  • SWIM: 1 Stunde 11 Minuten
  • TRANSITION: 5 Minuten
  • BIKE: 5 Stunden 51 Minuten
  • TRANSITION: 5 Minuten
  • RUN: 4 Stunden 3 Minuten
  • FINISH TIME: 11 Stunden 16 Minuten

 

You are an Ironman