Challenge Roth 2019
Welcome to the home of Triathlon
In Roth heißt es nicht umsonst: „Welcome to the home of Triathlon”. Das durfte ich dieses Wochenende selbst am eigenen Leib miterleben und spüren. Eigentlich fehlen mir die richtigen Worte, die das Erlebnis Challenge Roth und die Atmosphäre beschreiben. Wahnsinn, einzigartig, gigantisch, unbeschreiblich, eigentlich schon fast episch. Das Zusammenspiel aus Musik, Sonnenaufgang, Adrenalin, Vorfreude, Anspannung und Aufregung ziehen einen und die gesamte Umgebung in seinen Bann. Jeder – nicht nur die Athleten selbst – sind infiziert und fiebern dem Start entgegen.
Roth erwartet einen mit der besten Triathlon Atmosphäre, die man finden kann. Die Expo ist riesig und die ganze Region rund um Roth ist auf Triathlon eingestellt. Es gibt bei diesem Rennen insgesamt 7500 freiwillige Helfer. Das macht fast 1.5 Helfer pro Starter.
Freitag – Challenge Roth
Nach etlichen Monaten ohne Verletzung, Krankheit und erfolgreichem Training packe ich nun meine Taschen und auf geht es nach Roth ins Triathlon Mekka. In Roth angekommen begeben wir uns zuerst zum Schwimmstart, um uns einen Überblick zu verschaffen, wo wir uns am Sonntag – Raceday – in die Fluten stürzen dürfen. Danach wird mit dem Auto über die offizielle Radstrecke nach Greding gefahren, um den Gredinger Kalvarienberg einmal mit dem Bike zu fahren. Man will ja schließlich wissen, was da so auf einen zukommt. Danach wieder zum Schwimmstart, um eine lockere letzte Runde entlang des Main-Donau-Kanals zu laufen. Jetzt wo die Beine aufgewärmt sind, kann es nach Roth auf die Messe gehen.
Unbeschreiblich was da schon los ist und man kann jedem der einzelnen Athleten die Anspannung ansehen. Sie ist ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Kurz durch die Expo schlendern, anmelden und ab zur Pasta Party. Gestärkt und gesättigt wird im Hotel eingecheckt und eigentlich nur noch geschlafen.
Samstag – Challenge Roth
Heute hieß es früh aufstehen, da der Main-Donau-Kanal von 7 bis 8.30 Uhr für ein Schwimmtraining auf der offiziellen Schwimmstrecke freigegeben ist. Der Kanal ist 25 Grad warm und die Chancen stehen eher gering, dass man mit Neoprenanzug schwimmen darf. Also absolviere ich meine Runde ohne und bin eigentlich zuversichtlich, dass mir Morgen auch bei Neopren verbot das Schwimmen ohne größere Probleme gelingen wird. Das Wasser ist zwar sehr trüb und man sieht nichts. Aber es geht ja eigentlich nur geradeaus. Sollte machbar sein …
Raceday – Challenge Roth
Dieser Morgen ist so schon eine echte emotionale Herausforderung aber dieser Moment, ist ein ganz besonderer. Kaum geschlafen und voll bepackt mit Nervosität stehe ich bereits um 3 Uhr auf und fange an meine Sachen zu packen. Begebe mich wie ferngesteuert um halb 5 zum Frühstück und zwinge mich ausreichend zu frühstücken und fühle mich jetzt schon wie ein Gummiball, der schon recht viel Luft verloren hat, weil er einmal zu oft gegen die Wand geworfen wurde. Im strömenden Regen geht es mit dem Auto zum Schwimmstart. Kurz die Bike Sachen verstauen und den After Race Beutel abgeben. Rein in den Neoprenanzug und ab zum „Point of no return“. Das ist die Matte, die den Athleten vor dem Schwimmstart mit seinem Chip erfasst … Jetzt gibt es kein zurück mehr. Wir werden ins Wasser gelassen und schon ertönt der Startschuss.
Ich finde relativ schnell in meinen Rhythmus, bekomme gelegentlich mal den ein oder anderen Tritt/Schlag ab, aber eigentlich läuft das schwimmen, wenn auch sehr im Zick Zack relativ unspektakulär. Nach 4 km – mal wieder 200 m mehr – darf ich den Main-Donau-Kanal gut aufgewärmt verlassen und mich für den Wechsel auf das Rad bereit machen.
„Andere Athleten sagen immer sie kommen vom „Schwimmen“, „Laufen“ oder „Radfahren“.
Ich kam eher vom … Feiern.“
Die erste Runde verläuft verhältnismäßig gut. Ich finde schnell in mein Tempo und es rollt. Die Strecke ist sehr voll und man läuft Gefahr ungewollt im Windschatten zu fahren. Jedoch sind so viele Motorräder auf der Strecke das man nicht in Versuchung kommt eine Zeitstrafe oder sogar einen extra Kilometer auf der Laufstrecke zu riskieren. So fahre ich so vor mich hin und spule Kilometer für Kilometer runter. Meine erste Fahrt auf den Solarer Berg, werde ich wohl wirklich nie wieder vergessen und ich muss immer noch den Kopf schütteln, wenn ich über die Atmosphäre dort denke. In diesen Momenten ist man froh, eine Sonnenbrille zu tragen …
Bereits in der 2. Runde habe ich gemerkt, dass irgendwas an meinem Vorderrad nicht stimmt. Aber man ist so im Rennmodus, dass man das einfach mal ignoriert und weiterfährt. Bei Kilometer 141 habe ich dann keine Luft mehr im Reifen. Gut das ich mit Tubular unterwegs bin, das ermöglicht mir das weiterfahren, ohne Gefahr zu laufen das sich der Mantel von der Felge löst. Zwar bin ich langsamer und muss mein Rad gefühlt um jede Kurve tragen … aber ich fahre. Ich bin mir ziemlich sicher das demnächst ein Bike Service – es gibt 2 fixe auf der Strecke – vor mir auftauchen müsste. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Nach 25 km halte ich ein Motorrad auf und frage nach wann denn der nächste Bike Service kommt oder ob es in der Runde überhaupt noch einen gibt. Ich bekomme zur Antwort das es noch einen geben müsste und er bald mal kommen sollte. Weit gefehlt. Ich biege nach Hilpoltstein ein und habe die letzten 10 km vor mir. Jetzt habe ich mich damit abgefunden und fahre Richtung Roth in die Wechselzone und gebe mein Bike ab. Im Endeffekt bin ich mit meiner Radleistung sehr zufrieden, auch wenn mich der Platten einige Minuten gekostet hat. Ich hätte vielleicht einfach mal selbst Hand anlegen sollen. Das nächste Mal dann.
In der Wechselzone kann man gar nicht so schnell schauen und schon hat man seinen Wechselbeutel in der Hand und wird von den freundlichen Helfern ins Zelt geführt. Es wird einem einfach alles abgenommen.
Roman sieht Roth
Mein Gedanke: wenn ich erstmal die Laufschuhe anhabe, werde ich das Ding nach Hause bringen.
Wie von einer gut gelaunten Tarantel gestochen laufe ich aus der Wechselzone. Keine Krämpfe, einfach nichts. Das einzige, was ich spüre, sind meine Beine. Aber nach 180 km auf dem Rad darf man die auch spüren. Ein Langdistanz-Triathlon ist einfach scheiß hart und das Rennen ist erst im Ziel vorbei. Auf den ersten Kilometern fange ich an zu rechnen und lasse es gleich wieder bleiben. „Lieber nicht, mach dir das jetzt mal nicht kaputt. Genieße es! Und rechnen kannst du jetzt eh nicht mehr.“ Ich spule Kilometer für Kilometer in einer Pace von 5.30 runter und ich fühle mich gut dabei. Der Puls ist konstant bei 143 und ich fühle mich fit. Immer wieder kommt man an Stimmungsnestern vorbei und die Stimmung dort ist einfach nur gigantisch. Bei Kilometer 30 fangen dann auch mal die Oberschenkel an sich zu melden. Aber jetzt hält einen nichts mehr auf und es wird weitergelaufen. Ich kann sogar noch ein bisschen an Tempo zulegen und somit habe ich für mich beim abschließenden Marathon alles richtig gemacht.
Ich habe in diesem Rennen etwas sehr Wertvolles gelernt: wenn es anfängt weh zu tun, geht immer noch ein kleines bisschen mehr. So in der Art: “Wenn Du willst, kannst Du alles werden und hinfallen ist erlaubt. Aufstehen Pflicht.“ Die letzten Kilometer durch Roth verfliegen einfach nur noch so an mir vorbei und schon biege ich auf den roten Teppich in Richtung Ziel ein. Reiße die Hände in die Höhe und bin einfach nur Happy so ein tolles Rennen gehabt zu haben.
Roth, wir sehen uns 2020 wieder … denn ich habe da noch eine Rechnung mit dir zu begleichen
Ganz besonders habe ich mich natürlich über meine Familie und Freunde gefreut, die sich an so vielen Stellen die Stimme heiser geschrien haben. Wahnsinn und vielen Dank fürs pushen!
Mein Rennen in Zahlen:
Swim 01:13:50
T1 00:03:58
Bike 05:39:45
T2 00:04:34
Run 03:50:31
Total 10:52:35